AH on Tour - In 7 Tagen zu Fuß über die Alpen

Es war einfach traumhaft. So war die einheitliche Meinung aller, die die Herausforderung Alpenüberquerung auf sich genommen haben.

Am Dienstag, 12.09. starteten 8 AH’ler mit dem Projekt, auf dem Fernwanderweg E5 in sieben Tagen die Alpen zu überqueren.

Nach einem kleinen Frühstück in der Bäckerei Müller starteten wir um 6:20 Uhr mit dem PKW nach Oberstorf. Bei der Ankunft im Allgäu hatten wir Glück, dass wir uns die letzen beiden Parkplätze auf dem Parkplatz P1 sichern konnten. Nachdem wir die Wanderkleidung angelegt hatten starteten wir zunächst zum ersten Fotopoint in Oberstdorf und ließen uns, aufgrund des angekündigten Gewitters, mit dem Bus in die Spielmannsau bringen.

Von dort starteten wir um 12 Uhr bei herrlichem Wetter und hochsommerlichen Temperaturen zu unserer ersten Übernachtungsstation, der Kemptner Hütte.

Zunächst durchwanderten wir einen Mischwald bis wir zur Kapelle „Maria am Knie“ des Sperrbachtobel kamen. Nach einer kurzen Rast setzen wir die Tour über kleine Brücken im beeindruckenden Sperrbachtobel fort. Entlang von etwas ausgesetzten aber mit Stahlseilen gesicherten Passagen erreichten wir nach ca. 4 Stunden auf einer Seehöhe von 1846 m unser Ziel. Nach einem Bierchen und Gutem Essen ließen wir den Tag gemütlich ausklingen.

 

Rast an der Kapelle Maria am Knie


Weiter ging es am nächsten Morgen bereits um 7:00 Uhr. Ziel war die Memmiger Hütte. Nachdem wir kurz nach dem Start die Österreichische Grenze passierten, ging es Talwärts Richtung Holzgau. Vorbei an der Rossgumpen Alm, am Hanssens Wasserfall bis zur Hängebrücke in Holzgau. Die Überquerung der 200 Meter langen und 100 Meter hohen Brücke kostete einige große Überwindung. Aber letztendlich schafften alle den Gang über das Tal. In Holzgau angekommen, setzte der Regen ein der uns bis zur Memminger Hütte begleitete. Auf einer rasanten Fahrt brachte uns das Taxi Feuerstein in das Madau-Tal, wo wir den Anstieg zur Memminger Hütte in Angriff nahmen. Nach zwei stündigem Aufstieg erreichten wir unser zweitens Etappenziel auf 2242 m. Nach dem Abendessen und ein paar Bierchen sorgten wir mit lustigen Sprüchen im großen Bettenlager für ausgelassene Stimmung ehe um 22 Uhr die Lichter erloschen.

Hängebrücke Holzgau



Memminger Hütte


Tag 3 startete um 7 Uhr mit einem Anstieg von rd. 350 Hm zur „Seescharte“, gefolgt von einem Abstieg von rd. 1800 hm nach Zams. Nachdem wir den steinigen Abstieg bewältigt hatten, führte uns der Weg entlang des Lochbachs zur unteren Lochalm wo wir uns mit einem deftigen Schinkenbrettl stärkten. Weiter ging’s dann entlang des Panoramaweges hinab nach Zams wo wir uns im Cafe Ruetz etwas „süßes“ gönnten. Um 15 Uhr stiegen wir dann in die Ventbahn ein, die bis vor vier Wochen wegen technischen Mängeln noch stillstand. Wie die Einheimischen berichteten … „eine Erlebnisbahn“. Aber sie brachte uns ans Ziel, die Mittelstation. Von dort gings weiter zur nächsten Bleibe, der Zamser Skihütte. Hier durften wir in der extra für uns hergerichteten Ferienwohnung übernachten und genossen den spätsommerlichen Abend in den Liegestühlen der Skihütte.

Am Morgen des vierten Tages erreichte uns noch vor dem Frühstück eine Hiobsbotschaft. Tom der sich 3 Monate auf diese Tour vorbereitet hatte, konnte aufgrund von Blasen an beiden Fersenballen, die er sich beim Abstieg am Vortag zugezogen hatte, die Wanderung nicht mehr fortsetzen. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, aber aufgrund der bevorstehenden An-und Abstiege in den nächsten Tagen wohl die richtige. Nachdem wir uns von Tom verabschiedet hatten und ein letztes gemeinsames Gruppenbild machten, setzten wir unsere Tour zum nächsten Etappenziel der Braunschweiger Hütte fort. Zunächst in dichtem Nebel, dann in herrlichem Sonnenschein führte uns der Panoramaweg über Wiesen und Moorlandschaften an der Gogles Alm, Galflun Alpe und der Larcher-Alm vorbei Richtung Wenns. Von dort aus brachte uns der Postbus in das ca. 30 km entfernte Mittelberg, am Fuße des Pitztaler Gletscher. Um 13:30 Uhr starteten wir dann den etwa 3 stündigen Aufstieg zu der auf 2.759 m Höhe gelegenen Braunschweiger Hütte. Entlang des Weges durften wir uns noch über die Gletschergeschichte informieren, was uns alle etwas zum nachdenken brachte und wir uns die Frage stellten, wie lange es wohl noch die Gletscher gibt…? Vorbei am allseits bekannten „E5-Stein“ ging’s zum Pitze Wasserfall der aufgrund seiner Wassermassen sehr beindruckend war. Weiter über kleinere Klettersteige mit Seilsicherungen, kleine Pfade und herrlichen Aussichten auf den Gletscher erreichten die Ersten der Gruppe gegen 16:10 Uhr die Hütte. Nach einem ersten kühlen Bier und dem anbringen unseres Aufklebers traf auch der Rest der Truppe ein. Anschließend bezogen wir unser Zimmer (der Name des Zimmers kann an dieser Stelle nicht genannt werden) und gingen nach einer Dusche in den gemütlichen Teil über wobei wir mit „Schales“ (bei uns Grumbeerebrode) verköstigt wurden. Gegen 20:15 Uhr erreichte uns dann die Nachricht, dass Tom die Heimreise mit dem Zug gut überstand hat und mit einem Müller-Schorle in Gedanken bei uns weilt.

 

Gruppenbild in Zams


 


Ankunft an der Braunschweiger Hütte

 

Tag 5:
Gestärkt mit einem guten Frühstück, starten wir um 7:30 Uhr. Bei blauem Himmel, Sonnenschein und traumhaftem Blick ging es gleich hoch hinaus… genau auf 2.995 m, dem Pitztaler Jöchl, wo wir für eine Weile den Ausblick genossen. Von dort stiegen wir dann wieder ab, Richtung Skiarena Sölden, die zu dieser Zeit einer große Baustelle glich. (Kaum vorstellbar dass dort Ende Oktober der erste Skiweltcup stattfinden soll).
Mit dem Shuttelbus gings anschließend durch den rd. 1,7 km langen Rosi-Mittermaier-Tunnel, der den Rettenbachferner mit Tiefenbachferner verbindet. Von dort starteten wir über den Ötztaler Höhenweg zu unserm nächsten Ziel nach Vent (1.900 m). Auf dem schmalen Pfad ging es entlang dem Mittelbergferner über Bäche und Brücken, vorbei am Weisseskar (See) bis wir nach 4 Stunden an unserm Etappenziel ankamen. Nach einem Ankunftsbier im Hotel Post gings weiter zu unserer Unterkunft ins Berghotel Gstrein wo wir herzlich empfangen wurden. Nach vier Tagen Hüttenkultur durften wir hier das versprochene, aber nicht daran geglaubte, Wellnessprogramm unseres Reiseführers erleben. Gute Betten, geräumige Zimmer, Warmwasserduschen, Sauna und ein hervorragendes Abendessen mit ein paar Aperol-Spritz rundeten den schönen Tag ab.

 

Blick auf die Braunschweiger Hütte und den Pitztal Gletscher


AH‘ler am Pitztaler Jöchl auf 2.995 m



Abstieg vom Pitztaler Jöchl


Tag 6:
Gut erholt und mit einem Wellness-Frühstück in den Tag gestartet, brachen wir am Sonntagmorgen (17.09.23) zu unserem Gipfelerlebnis auf über 3.000 m auf. Ziel war die Similaun Hütte auf 3.019 m. Zuvor sollte aber noch die Fundstelle des Mannes von Similaun (Ötzi) am Tisenjoch auf 3.210 m ü.d.M aufgesucht werden. Aufgrund leichter körperlicher Beschwerden nahm ein Teil der Truppe den direkten Weg zur Hütte. Bevor sich die Wege trennten, mussten wir auf dem Weg zur Martin-Busch-Hütte einem südtiroler Schäfer beim Abtrieb seiner Schafe behilflich sein, was uns aber gänzlich misslang. So durften die Schafe noch weitere Tage im Gebirge verweilen.

 

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Blick auf die Martin-Busch-Hütte auf 2.501 m


Auf der Martin-Busch-Hütte (2.501 m) angekommen, stärkten wir uns nochmals mit Flüssigem und Festem, bevor um 12:30 Uhr ein Teil zum Tisenjoch und der andere Teil zur Similaun-Hütte aufbrachen.

Nach einem Anstieg von rund 700 hM und zwei Stunden, erreichten Martin, Tobi, Andy u. Alex die Gedenkstätte, an der fast auf den Tag genau (19.09.1991) vor 32 Jahren, rund 70 Meter entfernt, Ötzi von einem Nürnberger Ehepaar aufgefunden wurde.

 

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Auf dem Weg zu Ötzi


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Gedenkstätte des Mannes aus Similaun (Ötzi)


Nach einer kurzen Pause, der Eintragung ins Gedenkstättenbuch und einem Fotoshooting ging es entlang der österreichisch-italienischen Grenze über den Kamm des Niederjochs zur Similaun Hütte.

 

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AH’ler auf der Similaun Hütte auf 3.019 m


Dort wurde man bereits von dem Rest der Truppe erwartet, die bereits eingecheckt und das Zimmer bezogen hatte. Nach dem Abendessen ließ man den Abend gemütlich mit Similaun-Rotwein ausklingen, bevor für viele die erste Nacht über 3.000 Meter einbrach.

Tag 7:
An unserem letzten Wandertag, ging es dann bei etwas kühleren Temperaturen auf einer Höhe von 3.019 m um 7:45 Uhr los. Bei dem Abstieg zum Vernagt-Stausee konnten wir ein bizarres Wolkenschauspiel bestaunen und nochmals die herrliche Alpenlandschaft genießen. Nachdem wir nach zwei Stunden und einem Abstieg von rd. 1300 hm am Stausee angekommen waren, fuhren wir ein Teilstück mit dem Bus nach Katharienberg. Ab hier ging es, bei leichtem Regen, wieder zu Fuß weiter Richtung Naturns. Auf dem Meraner Höhenweg, entlang den Steilhängen des Schnalstals, kehrten wir im „Hofschank Wald“ ein, wo wir uns mit einem deftigen Jausenbrettel und warmer Suppe nochmals stärkten. Anschließend ging es zur Aussichtsplattform hoch über Naturns, wo wir nach unserer letzten Bleibe Ausschau hielten, bevor wir mit der Seilbahn Unterstell nach Naturns abstiegen. Entlang der Etsch, vorbei an großen Apfelplantagen legten wir dann die letzten Kilometer zurück, bis wir um 16:45 Uhr unser Ziel in Plaus erreichten. Mit einem Ankunftsbier stießen wir auf die erfolgreiche Alpenüberquerung 2023 an, bevor es zum festlichen Abendessen ins Restaurant Caregnato ging und wir den Abend mit einem Aperol ausklingen ließen.

 

Blick auf den Vernagtstaussee


Aussichtsplattform über Naturns


Am Morgen des 19.09.2023 hieß es dann Heimreise... Nachdem alle Rucksäcke gepackt waren und wir von der Hauschefin herzlichst verabschiedet wurden, brachte uns das Busunternehmen Prenner zurück an unseren Ausgangspunkt nach Oberstdorf. Gegen 19 Uhr erreichten wir dann alle gesund und munter die Heimat.

 

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Kurz vor der Heimreise an der Pension Nadine in Plaus


Zusammenfassend:
Es war eine traumhafte Tour mit bleibenden Erinnerungen, eine Lebenserfahrung und eine Herausforderung, die in einer tollen und harmonischen Gruppe riesen Spaß gemacht hat.Statistik: 103 km zu Fuß, 5.728 hm aufwärts und 7.639 hm abwärts.Ein riesengroßer Dank auch an unseren Reiseleiter Peter, der von A-Z alles super organisiert hatte. Es war uns eine Ehre, dass Du uns als „alter Hase“ über die Alpen geführt hast. Danke!

 

Reiseleiter Peter


Dirk, Martin Peter, Tobi, Andy, Boris, Alex und (Tom) auf dem E5